Mit Containern beladenes Frachtschiff fährt auf ruhigem Wasser, darunter zu sehen eine Weltkarte mit Handelspunkten

Internationale Arbeitsteilung und Klimawandel – Wechselwirkungen zwischen Außenhandel und Treibhausgasemissionen

Im Rahmen der internationalen Arbeitsteilung spezialisieren sich Länder auf die Herstellung bestimmter Produkte, die sie anschließend austauschen. Das hat sowohl emissionserhöhende als auch emissionssenkende Wirkungen, wobei gegenwärtig die emissionserhöhenden Effekte überwiegen. Warum das so ist und wie ein besseres Zusammenspiel von Klimaschutz- und Handelspolitik die internationale Arbeitsteilung zukünftig nachhaltiger ausgestalten kann, zeigt unser aktuelles Focus Paper.

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Dr. Thieß Petersen
Senior Advisor

Inhalt

Wie nahezu alle wirtschaftlichen Aktivitäten verursachen auch die internationale Arbeitsteilung und der daraus resultierende internationale Handel klimaschädliche Treibhausgasemissionen.

Außenhandel und Treibhausgasemissionen

Die internationale Arbeitsteilung hat für die beteiligten Volkswirtschaften in der Regel eine Steigerung des Wirtschaftswachstums zur Folge. Dieses kann jedoch auch mit einem Anstieg der Treibhausgasemissionen einhergehen. Zudem verlängern sich die Transportwege, was ebenfalls mit höheren Emissionen verbunden ist. Schließlich wirkt die aktuelle Ausgestaltung der internationalen Arbeitsteilung emissionserhöhend, weil viele arbeitsintensive Produktionsschritte aus hoch entwickelten Industrienationen wie Deutschland in die bevölkerungsreichen Schwellen- und Entwicklungsländer verlagert werden. Dort werden in der Regel emissionsintensivere Produktionsverfahren angewendet als in den Industrieländern, was zu einem Anstieg der weltweiten Treibhausgasemissionen führt.

Daneben gibt es aber auch zwei emissionsreduzierende Effekte. Zum einen erhöht der internationale Handel den Wettbewerbsdruck auf die Unternehmen. Zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit müssen sie ihre Produktivität erhöhen. Das betrifft auch die Energie- und Rohstoffproduktivität und führt zu Emissionsreduktionen. Zum anderen bedeutet der internationale Handel einen grenzüberschreitenden Wissens- und Technologietransfer. Er erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass weltweit klimafreundlichere Produktionstechnologien eingesetzt werden.

Klimapolitik und Außenhandel

Zur Verringerung der Emissionen einer Volkswirtschaft bieten sich verschiedene wirtschaftspolitische Instrumente an. So kann die Regierung rechtliche Vorgaben beschließen (z. B. maximale CO2-Emissionen in Höhe von 95 Gramm pro Kilometer für neu zugelassene Pkws) oder klimaschädliche Aktivitäten mit einem CO2-Preis belegen. Beide Maßnahmen reduzieren den Emissionsausstoß im eigenen Land.

Allerdings gibt es dann einen Anreiz, emissionsintensive Produktionen in Länder mit einer weniger strengen Klimaschutzpolitik zu verlagern. Erfolgt die Produktionsverlagerung als Reaktion auf ordnungspolitische Maßnahmen, wird das als Pollution Haven-Effekt bezeichnet. Ein Anstieg des Emissionsvolumens im Ausland als Folge einer Bepreisung emissionsverursachender wirtschaftlicher Aktivitäten im Inland ist ein Spezialfall des Pollution Haven Effekts, der als Carbon Leakage bezeichnet wird. Nationale wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen haben somit Einfluss auf die internationale Arbeitsteilung, den grenzüberschreitenden Güterhandel und die globalen Treibhausgasemissionen.

Handlungsempfehlungen

Ziel nachhaltiger außenwirtschaftlicher Beziehungen sollte es sein, die bisherige Spezialisierung der internationalen Arbeitsteilung zu verändern. Anstatt Produktionsschritte in arbeitsreiche Länder mit klimaschädlichen Technologien zu verlagern, sollte sich die internationale Spezialisierung an den Kostenvorteilen bei klimafreundlichen Technologien und Produkten orientieren. Um dies zu erreichen, müssen die Klimaschutzpolitik und die Handelspolitik zukünftig stärker zusammengedacht werden.

Dazu bieten sich zahlreiche Instrumente an, z.B. die Flankierung eines nationalen CO2-Preises mit einem steuerlichen Grenzausgleichsmechanismus, der aus dem Ausland importierte Produkte mit dem im Inland gültigen CO2-Preis belegt, die Berücksichtigung emissionsreduzierender Maßnahmen in regionalen Freihandelsabkommen sowie geringere Importzölle für umwelt- und klimaschützende Produkte, um nur einige zu nennen.

Mehr Informationen zum Zusammenspiel zwischen Außenhandel, Klimaschutz- und Handelspolitik finden Sie in unserem Focus Paper „Außenhandel, Klimawandel und Klimaschutz – Wie internationale Arbeitsteilung und Handelspolitik die weltweiten Treibhausgasemissionen reduzieren können“.

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